Kurzgeschichten
11.09.2019 n.Chr.
Alles krabbelt und stolpert vor sich hin.
Es ist Finsternis, Finsternis für alle und jeden, und stets
begleitet von einer gewissen Kälte. Doch so ist es, und so war es ja immer,
daher auch niemand traurig ist, warum auch ? Man hat sein Leben, auch Leid und
Freud, seine unschuldigen Beschäftigungen, Liebschaften, krabbelt und stolpert
vor sich hin, wie eben jeder andere auch vor sich hinkrabbelt, hintastet, und
hinstolpert, und es macht keinen Unterschied, ob du die Augen offen, oder
geschlossen hast, Bücher gibts in Blindenschrift.
Doch niemand beklagt sich, denn niemand hat je etwas anderes kennen gelernt.
Krabbeln, tasten und stolpern ist das Normalste der Welt, und Nacht reiht sich
an Nacht.
Doch einer schönen Nacht stolperst Du über etwas Andersartiges, du studierst es
mit deinem Tastsinn, machst dich schlau, findest eine Art einfachen Mechanismus,
legst schließlich einen Schalter um, und, irre - es wurde Licht, und das erste
Mal im Leben siehst du etwas mit deinen Augen, und Wärme strahlt es auch noch
aus !
Du gewöhnst dich schnell dran, lernst es aber auch zu schätzen, und doch weißt
du, noch aus deinem Leben in Finsternis, nur zu gut, dass nichts für ewig ist,
und Dir ist schließlich auch bewusst, dass dieses Licht nicht für immer dein
Leben erhellen wird. Und die Jahre vergehen in Helligkeit und der ausgestrahlten
Wärme, doch so ab und an beginnt es zu flackern, und nun wird dir klar, dass es
nicht mehr in so weiter Ferne liegt, und du fürchtest dich vor diesem Moment,
doch es gibt keine Vorbereitung, man kann sich nicht vorbereiten. Das Einzige,
was Du weißt, ist, dass du eines morgens aufwachen wirst, die Augen aufmachen
wirst, und - es herrscht wieder Dunkelheit und Kälte, das Licht ist erloschen.
Und dann ist es wieder dieselbe Kälte und Finsternis, wie
vorher.
Ist es das ?
Du hast dich doch auch nicht beschwert in den ersten Jahren, im ersten Abschnitt
deines Lebens, welchen du in permanenter Dunkelheit und dieser latenten Kälte
verbracht hast. Du hattest dort deine Beschäftigung, Abwechslung und
Liebschaften, normale Freud und Leid und Zerstreuung, wie jeder andere
Grottenolm auch, und kein einziger war traurig darüber, weil eben Leben so war,
niemand kannte es je anders. Doch klar, hier steckt es natürlich drin.
Die Finsternis vor dem Eintreten von Licht ist eine ganz andere, als die
Finsternis, nachdem man mal Licht überhaupt erlebt hat, erleben durfte. Denn
erst jetzt ist man ja in der Lage, den Character dieser Finsternis wahr zu
nehmen, etwas, was für alle die, die nie dieses Phänomen der Helligkeit erlebt
haben, schlicht nicht nachvollziehbar, geschweige denn, wahrnehmbar ist. Wenn du
ihnen was von Licht erzählst, und dass sie sich in dunkelster Finsternis
bewegen, so fassen die sich an den Kopf, und fragen, wovon du sprichst, und das
es doch alles super sei, doch gut organisiert, man hat seine Zerstreuung, seine
unschuldigen Beschäftigungen und zahlreiche Betätigungsmöglichkeiten, und können
garnicht verstehen, warum du nicht auch Freude daran finden kannst, wieder
Freude daran finden kannst.
Das Alles ist soweit klar.
Nur jetzt kommt noch eines oben drauf, was man im Grunde schnell übersieht, weil
es so einfach ist, dass man darüber erstmal garnicht stolpert. Nämlich, erst
dann, wenn man es mal erleben durfte, wird einem klar, wo und wie man sich ganz
grundsätzlich befindet. Und ich glaube, diesem Moment fällt das Meiste zu.
Natürlich kann man sich wieder auf die Suche nach solch einer Lichquelle
macjhen, man war in der Lage, es einmal zu finden, dann kann man es vielleicht,
oder sicherlich, nochmal finden.
"Was einmal wirklich war, ist ab da immer möglich"
friedrich wilhelm nietzsche
Nur, wie gesagt, es ist eine Offenbarung, etwas, was man vorher überhaupt nicht wahrgenommen hat. Leben war vor deinem Glücksfund auch Leben, wie für jeden anderen, mit Höhen und Tiefen und eben den "unschuldigen Beschäftigungen", wie ich es immer nenne, und niemand sich je beschwerte über diese ewige Finsternis und latente Kälte, weil ja einfach keiner, oder nahezu keiner, es anders kannte, ja noch nicht einmal ein Begriff davon geprägt war, weil es eben nichts anderes gab. Und die paar Wenigen, die es anders kannten, werden nicht verstanden: "wie Finsternis, wie Kälte, wovon redest du, die Begriffe kenne ich nicht, ist doch supi hier", als Grottenolm in Grottenhausen.
Übrigens wurde auch emanuel swedenborg nicht müde, darauf hinzuweiden, dass diese Sonne nicht das wahre Licht sei. "Im Himmel scheint nicht die Sonne der Welt", so nannte er das. Doch ich wollte ja nur auf eben diesen einen Punkt hinaus, dass man eben, wenn man nicht einmal etwas grundsätzlich anderes, die "Finsternis" beleuchtendes, erlebt hat, es einfach und schlicht überhaupt nicht wahrnehmen kann, wo und wie man sich eigentlich befindet.
Nun, und ja, man kann natürlich auch es so ausdrücken, dass die
allermeisten menschen doch schließlich Glück haben, nie wahrzunehmen, wo sie
sich eigentlich befinden, weil sie nie etwas Erhellendes kennen gelernt haben.
Sie sind super-arrangiert, in keinem Lexikon und im Sprachgebrauch findet man
Begriffe wie "Dunkelheit", "Kälte", "Licht", "Wärme", und sie leben halt vor
sich hin, finden's manchmal schlecht, manchmal gut, und führen halt ihr Leben
als Grottenolm, wie jeder andere Grottenolm mit seinen unschuldigen
Beschäftigungen eben auch. Alles normal. Und wenn du sie ansprichst, und
versuchst, ihnen klar zu machen, dass sie ein Leben als Grottenolm führen, dann
gucken sie dich groß an. Wenn sie denn könnten ...
Es ist ein unauflösbares Dilemma - wenn du es einmal anders kennen gelernt hast, dann hast du ab da eine Vergleichsmöglichkeit. Aus meiner Motorradzeit kenne ich noch den Spruch:
"the best you know, is the best you've driven"
, was eben genau auf diesen Punkt eingeht. Wenn du es nie ganz
anders erlebt, oder, wie im Zitat, im Sinne des Wortes, "erfahren" hast, dann
hast du einfach keinen Begriff davon, wie es besser noch sein kann, respektive
keinen Begriff hast davon, was für einen Schrotthaufen von "leben" du gerade
fährst, welchen du vielleicht sogar noch für das Nonplusultra hältst.
Ich denke, dass die Meisten wirklich froh sein können, dass sie niemals in ihrem
leben es je bemerken werden, wie und wo sie leben. Es ist eigentlich ganz gut
so. Denn, viele dürften garnicht mit der erforderlichen Stabilität ausgerüstet
sein, aushalten zu können, was sie dann wahr nehmen. Zudem noch dazu kommt, dass
dann ihnen ein Großteil ihrer Beschäftigungen mit einem Schlag in einem neuen
Licht erschiene, was dazu führen würde, oder könnte, dass ein nicht
unerheblicher Teil an Zeit frei werden würde, mit welcher sie womöglich
garnichts anzufangen wüßten.
Es ist und bleibt dennoch ein zweischneidiges Schwert. Jedenfalls hinsichtlich
der Stabilität des Gemütes. Doch die größte Lehre ist eben, wenn man es
wenigstens einmal erleben durfte: was dein leben am eindringlichsten berührt und
führt, ist nicht materiell. Demgemäß auch nicht von "dieser Welt".
Es ist zwar als Grottenholm in Grottenhausen als Hinweis zu finden, weist aber durch seine ätherische natur darauf hin, dass es nicht aus Grottenhausen stammt.
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Wir sind fünf Freunde, wir sind einmal hintereinander aus
einem Haus gekommen, zuerst kam der eine und stellte sich neben das Tor,
dann kam oder vielmehr glitt so leicht, wie ein Quecksilberkügelchen
gleitet, der zweite aus dem Tor und stellte sich unweit vom ersten auf, dann
der dritte, dann der vierte, dann der fünfte.
Schließlich standen wir alle in einer Reihe. Die Leute wurden auf uns
aufmerksam, zeigten auf uns und sagten: »Die fünf sind jetzt aus diesem Haus
gekommen.« Seitdem leben wir zusammen, es wäre ein friedliches Leben, wenn
sich nicht immerfort ein sechster einmischen würde. Er tut uns nichts, aber
er ist uns lästig, das ist genug getan; warum drängt er sich ein, wo man ihn
nicht haben will.
Wir kennen ihn nicht und wollen ihn nicht bei uns aufnehmen. Wir fünf haben
zwar früher einander auch nicht gekannt, und wenn man will, kennen wir
einander auch jetzt nicht, aber was bei uns fünf möglich ist und geduldet
wird, ist bei jenem sechsten nicht möglich und wird nicht geduldet. Außerdem
sind wir fünf und wir wollen nicht sechs sein.
Und was soll überhaupt dieses fortwährende Beisammensein für einen Sinn
haben, auch bei uns fünf hat es keinen Sinn, aber nun sind wir schon
beisammen und bleiben es, aber eine neue Vereinigung wollen wir nicht, eben
auf Grund unserer Erfahrungen.
Wie soll man aber das alles dem sechsten beibringen, lange Erklärungen
würden schon fast eine Aufnahme in unsern Kreis bedeuten, wir erklären
lieber nichts und nehmen ihn nicht auf. Mag er noch so sehr die Lippen
aufwerfen, wir stoßen ihn mit dem Ellbogen weg, aber mögen wir ihn noch so
sehr wegstoßen, er kommt wieder.
Franz Kafka
Gemeinschaft
Die vier Vögel und der fünfte Wunsch.
Es war noch früh, und ich war etwas gedankenverloren, als
ich mich inmitten einer Allee von haushohen und rechtwinklig geschnittenen
Hecken wieder fand. Ich hatte glatt vergessen, was ich wollte, und befand
mich in etwas, was sich beinahe wie ein Irrgarten anfühlte, und blickte
umher. Doch brauchte ich zur Orientierung nicht lange, denn in der einen
Richtung war deutlich der Ausgang zu sehen, ein helles Licht schien dort,
jetzt dämmerte es mir wieder "stimmt, da wollteste du hin".
So trödelte ich halt, Zeit war genug, eine halbe Ewigkeit hatte ich ja Zeit
bis dahin.
So früh war ja auch noch keiner auf den Beinen, und so schlenderte ich halt
- meinen Gedanken nachhängend - dahin. Doch nicht lange dieser Zustand
währte, da es mich von der Seite anfuhr: "hey junger Mann". Ich erschrak ein
wenig, wußte ich doch nicht, wo jetzt jemand herkommen sollte, so früh, und
blickte nach links, woher der Ruf zu kommen schien, doch dort war nur die
Hecke. "Hier, hier" tönte es nochmals, und ich blickte mich noch weiter um,
blickte wieder zurück, da sah ich es. Mitten eingelassen in die riesigen
Hecken war ein kleiner Stand für Süßigkeiten, und zwei Schwingtüren nebenan.
Ich war etwas verdattert, war mir der Stand doch noch nie aufgefallen ?
Oder hatte ich nur den falschen Weg eingeschlagen ?
Naja, viel Zeit für langes Nachdenken war nicht, denn der Mann hinter dem
Tresen lachte und sprach:"Menschenskind, jetzt wärst Du beinahe an meinem
Stand vorbeigelaufen - sowas habe ich wirklich selten erlebt". Ich war noch
immer nicht ganz klar, blickte aber den Stand an, bunt und reichlich
geschmückt, mit Zuckerwatte, Liebesäpfeln, Kekse und Gebäck und gemütlich
beleuchtet, da fuhr der Mann fort: "ja lange lange bin ich schon hier, und
auch für dich mögen diese Türen offen sein". Während er das sprach, rührte
er geschwind mit dem Stock in der Zuckerwatten-Maschine, und sagte: "hier
komm, nimm, ist von meinem Chef". Ich nahm die Zuckerwatte. "Ich muß nichts
bezahlen dafür ?".
"Nein, ganz im Gegenteil, mein Chef bezahlt mich für jede Zuckerwatte, die
ich ausgebe, probier nur" - und grinste ganz freundlich. Und so fing ich an,
die Zuckerwatte zu kosten, bunt war sie ja, aber auch sehr lecker dazu.
"Und, wie ist sie ?" sprach er.
"Lecker, wirklich lecker" meinte ich, wodurch sein Grinsen dann noch breiter
wurde ... "ja, mein Chef hat es wirklich drauf mit den Rezepturen, dass muß
man ihm lassen, und das ist nur das allerkleinste, was er beherrscht - was
meinst Du, was du erstmal erblickst, wenn Du hinter diese Türen schaust".
Ich: "ja, was ist denn hinter diesen Türen ?"
"Ach, es ist eigentlich nicht mehr meine Aufgabe, darüber zu reden oder zu
berichten, denn Du kannst es ja selbst sehen - ich bin nur hier, um die
Menschen einmal zum Stehen zu bringen, die Zuckerwatte oder andere
Süßigkeiten zu überreichen, und sie hinzuweisen auf diese Schwingtüren, für
mehr bin ich nicht da, und glaube mir, bis auf ganz ganz wenige Ausnahmen,
nämlich
die, die hier eigentlich nicht rein dürfen, haben sie noch alle diese Pforten freudig
durchschritten, sobald sie auch nur durch einen Spalt sehen konnten, denn
was mein Chef dort erschaffen hat, ist wirklich ein Kunstwerk !", und
streckte mit stolzer Brust beide Arme mit gespreizten Fingern auf den Tresen.
Ich war noch immer am überlegen, als er rasch nachsetzte: "sieh,
Du hast doch noch eine halbe Ewigkeit Zeit, deinen Weg fortzusetzen, ich
weiß ja, dass Du schnurstracks zum Ausgang trödeln wolltest, das wollen sie
ja alle, aber es ist ja keine Not, willst Du dich nichtmal umschauen ? Guck
doch mal, bis auf ganz wenige - und einige von denen haben hier sogar Hausverbot - waren sie
noch alle absolut begeistert von dem, was sie drinnen erleben konnten, und
Du hast doch Zeit genug, oder nicht ?" Viel einzuwenden hatte ich natürlich
nicht, Zeit war ja genug da, nur eines erweckte meine Neugierde, und ich
frug: "aber wer hat denn hier Hausverbot ?"
Ui... das war wohl die falsche Frage. Denn als er diese Frage hörte, senkte
er seinen Blick zum Tresen, seufzste tief, erhob langsam den Kopf, schaute
mich an, und sagte: "na gut, es scheint ja noch Zeit zu sei", und blickte
kurz in die Richtung, aus welcher ich gekommen war, "es scheint ja noch Zeit
zu sein, bis neue Kundschaft kommt, also will ich Dir mal von diesen
komischen Vögeln erzählen, denn letztlich sind es diese, auf welche ich mein
Augenmerk zu richten habe".
"Wie´?", meinte ich, "eben hast Du doch noch gesagt, es geht darum, dass Du
die Menschen zum Stehen bringst, und ihnen etwas Süßigkeiten überreichst, um
sie auf diese Türen hinzuweisen ?" Ich hatte jetzt das Gefühl, ihn in einen
unauflösbaren Widerspruch verwickelt zu haben, doch war ich wohl nicht der
erste, der eben genau diese Frage gestellt hatte, denn er schien nicht
einmal großartig nachdenken zu müssen, sondern erwiderte gleich: "Ja und
Nein, im Grunde hast Du schon Recht, meine Aufgabe ist im Grunde mehr die
Bewachung des Einganges, aber wenn ich davon jedem lang und breit erzähle,
dann läuft mir zuviel Volk vorbei und würden zum Ausgang trödeln, ohner hier
überhaupt mal reingeschaut zu haben, worüber mein Chef äusserst verärgert
wäre. Also hab ich die Instruktionen, alles möglichst kurz zu halten, damit
ihm "keiner entgeht", wie er sich immer auszudrücken pflegt. Aber in der
Tat, ich hatte ja schon unzählige Vorgänger, und wenn mein Chef in Laune
ist, und etwas Zeit hat - was sehr selten der Fall ist - dann sitzt er hier
kurz bei mir, und erzählt, was meine Vorgänger so alles an Fehlern gemacht
haben". Dann begann er, davon zu erzählen, was nun sein Vorgänger falsch
gemacht hatte, doch interessierte mich das jetzt nicht, und ich unterbrach
ihn: "ja aber, du wolltest mir doch etwas sagen über die, wie du sie nennst
"komischen Vögel", denen dein Chef anscheinend hier keinen Einlass gewähren
möchte, oder ?"
Er guckte mich kurz etwas verdutzt an, und meinte: "ach ja, siehste, so kann
es kommen, ich wiederhole hier eigentlich über all die Ewigkeiten stets den
gleichen Spruch, so dass ich gleich immer gleich vom hundertstem zum
tausendstem komme, wenn ich mal etwas mehr von meiner Aufgabe hier und von
meinem Chef erzählen kann, also ja, es gibt da 4 Vögel, auf welche ich mein
Auge und meine Aufmerksamkeit richten muß, manche sind harmloser, manche
äusserst gefährlich, und über diese 4 hinaus - und da streite ich immer mit
meinem Chef - denke ich, dass es noch einen fünften geben müßte. Aber mein
Chef meint dann eben "den kann es nicht geben, weil diese Typen sind
generell so drauf, dass sie immer gleich alles wollen, die geben sich mit
einer Kleinigkeit nicht zufrieden, daher wird er Dir nie begegnen". Und mein
Chef hat dann so ein Nachdruck im Gesicht, dass ich mir dann diesen Gedanken
sofort aus dem Kopf schlage".
"Ja aber von den anderen vieren kannst Du mir doch erzählen
?", und diesmal blickte ich in die Richtung, aus welcher ich gekommen war,
"denn es ist ja weit und breit noch keine neue Kundschaft zu sehen".
"Jaja, kein Problem, ich fange mal mit dem harmlosten von den vieren an.
Diese Typen erkenne ich schon von weitem, sie sind beinahe die
mysteriösesten von allen, selbst mein Chef wird aus denen nicht richtig
schlau. Ganz früher waren die so unscheinbar, dass selbst mein Chef die
nicht einordnen konnte. Und er wollte wohl auch nicht richtig sich darum
kümmern, da er weitaus beschäftigter damit war, für alle da drinnen die
phantastische Welt aufzubauen, von welcher er fest überzeugt war, und - der
Erfolg gibt ihm Recht - noch immer überzeugt ist. Na, jedenfalls, irgendwann
wurden diese wirklich und eigentlich sehr anspruchslosen Vogel für ihn ein
Problem, denn sie brachten nicht wenige dahin, den Attraktionen und
Sensationen, welche mein
Chef entwarf, nicht die Aufmerksamkeit zu schenken, von denen er annahm,
dass es doch jeden in den Bann ziehen müsse. Und so ergab sich, dass mein
Chef ihnen Hausverbot erteilte. Doch heute, wo der Laden so gut läuft, ist
es ihm egal, das Hausverbot wurde aufgehoben, und, wie gesagt, sie sind auch
leicht zu erkennen, denn sie sehen zwar wie Du wie ein kleines Kind aus,
aber ihr Blick ist wie der eines schon sehr alten Mannes. Sie würdigen mich
keines Blickes, ich scheine für diese Vögel nicht da zu sein.
Aber diese Typen scheiden sich auch nochmal in zwei, nämlich wenn ich sie
von weitem sehe, und die Richtung ihres Ganges nachvollziehe, dann gibt es
die, welche einfach schnurgerage zum Ausgang gehen. Ich mache mir dann ab
und an einen Jux, will sie locken mit allem, was ich hier an Repertoire
bieten kann, rufe diesen, rufe jenen Slogan, aber nicht für einen
Wimpernschlag ändern sie irgendwas an ihrem Gang oder Gesichtsausdruck, ich
scheine einfach nicht da zu sein. Nur bei einem der ersten, als ich es noch mit
allem Nachdruck und dem größten Schalk im Nacken probiert, und gerufen habe
"nehmt mich mit", natürlich, ohne es Ernst zu meinen, da schien mir, als
hätte ich eine Regung gesehen, beim ersten, wie gesagt. Bei den folgenden
konnte ich mit keinem Spruch mehr irgendwas erreichen"
"Ja, und der andere, was ist an dem anders ?" frug ich
gespannt.
Er lächelte leicht, "ja mein Chef, wenn er sie zufällig sieht, sagt dann
immer "ach, einer meine Freunde kehrt mal wieder ein". Er meint es natürlich
nicht ernst, denn immerhin hatten sie eine ganze Weile lang Hausverbot, doch
jetzt, wo der Laden so gut läuft, hat er "das Schicksal auf seiner Seite",
wie er sich immer ausdrückt, denn wirklich gefährlich wie in früheren
Zeiten, können sie ihm nicht werden. Er spottet dann immer: "lass sie rein,
ich will ja kein Unmensch sein .." und grinst dann immer breit."
"Und woran sind die nun zu erkennen, wenn sie kommen ?"
"Ganz einfach. Sie sehen genauso aus, wie erstere, nur geht ihr Gang
geradewegs auf diese Schwingtüren zu. Sie kommen so nah am Tresen vorbei,
dass ich sie mit den Händen greifen könnte. Doch egal, wie nah sie mir
kommen, wie nahe ich ihnen bin, was ich sage, brülle oder für Faxen mache,
da sind sie wie ihre Geistesbrüder - ich scheine nicht da zu sein.
Üblicherweise gehen sie nicht lange hinein. Ich habe sie meistens noch
frisch in Erinnerung, da verlassen sie den Laden wieder, manchmal mit noch
ein paar anderen. Sie schweigen, kein Wort fällt, nur mein Chef meint, ich
solle ihm berichten, wenn es zu viele werden, die diese Typen begleiten.
Chef hat sich nie ausgelassen, was für ihn nun "viel" bedeutet. Ich sprinte
dann kurz bei ihm vorbei, gebe ihm die Zahlen, und bisher sagte er immer nur
"ach, alles gut", und bastelte dann weiter an seinem neuesten Machwerk".
Er versank etwas in Gedanken, und schien wohl an die Szenerie im Inneren zu denken, und er fügte nur an: "ja, mein Chef ist wirklich unglaublich. Seine Fähigkeiten scheinen grenzenlos zu sein. Jedesmal, wenn ich sein letztes Machwerk voller Ungläubigkeit betrachte, denke ich, dass es nun nicht mehr weiter gehen kann, doch immer wieder kann er noch etwas dazu setzen, es ist unglaublich, und gerade, wenn man bedenkt, dass er es seit Äonen macht, und früher seine Arbeit weitaus anspruchsloser war, als sie heute ist. Je mehr Zeit vergeht, desto anspruchsvoller scheint sie zu werden, doch habe ich meinen Chef noch nie murren hören ob dieses Umstandes. Nie hat er jemals ein Wort darüber verloren, dass ihm alles über den Kopf wachsen könne".
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Der Talisman
Du nimmst noch den dumpfen Widerhall wahr, ein
Dröhnen, dass sich legt, wie von einer sehr schweren Tür, welche erst vor einem
Moment muß geschlossen worden sein, du reibst Dir die Augen, und fragst dich, wo
Du bist - und wendest Dich um, in Richtung, von welcher Du das Dröhnen zuletzt
vernommen hast.
Da klopft Dir von hinten jemand auf die Schulter: "hey, junger Mann, wo wollen
Sie denn hin ?"
Du reibst Dir noch die Augen, bist noch garnicht recht klar im Kopf, drehst dich
um, schaust den Fremden, der nicht unsympathisch scheint, an: "ja, ich weiß auch
nicht recht, ich hab irgendwie das Gefühl, dass ich hier was vorhatte, irgendwie
... ich komm nur so schnell jetzt nicht drauf".
"Ach, papperlapapp, dass sagen sie alle - irgendwie habt ihr alle 'ne fixe Idee, wenn ihr hierher kommt, komm einfach mit, ich zeig Dir mal was".
Und Du denkst Dir, naja, unsympathisch scheint er ja nicht zu sein, und ich kann ja versuchen, drauf zu kommen, während er mir anscheinend irgendwas zeigen will. Und Du latscht mit, er beginnt Dir Dinge zu zeigen, Dinge zu geben, Spielzeuge bekommst Du, und deine Sinne sind durchaus anfangs auch wirklich beschäftigt, der Fremde scheint so unrecht garnicht zu haben, allerlei für deine Sinne faszinierende Sachen liegen für dich bereit, und kaum hast Du den Sinn oder Unsinn oder Funktion erfasst, und beginnst dich wieder daran zu erinnern, dass da doch was war, da kommt schon das nächste, wa er Dir zeigt, es ist wie ein berauschendes Feuerwerk für deine Sinne, während Du mit ihm weiter ziehst.
Und dann bleibt er plötzlich stehen, wir haben den Hügel
erklommen, da schallt es neben mir: "taterataaa, da ist es, schau, da ist es!"
Ich tatsächlich, in nicht allzu weiter Ferne eine unheimlich bunte Welt, mit
unüberschaubaren Menge von Menschen - einer beinahe göttlichen Maschinirie, eine
Welt, welche ihresgleichen suchen dürfte.
Auf irgendeine Weise fühlte ich mich hingezogen zu dieser Welt, hatte ich doch
bisher einiges davon - wenn auch nur in Miniaturausgabe - kennenlernen dürfen.
Also rannte ich los !
Aber ich kam nicht weit, denn der Fremde packte mich freundlich aber bestimmt
beim Wickel, und meinte: "bist Du verrückt ?. Was meinst Du, wieviele Ewigkeiten
ich an dieser gebaut habe, damit sie so funktioniert, dass sie für euch halbwegs
passt - sie ist bei weitem nicht so einfach gestrickt, wie du denkst, glaub mir,
du würdest dich dort nicht zurechtfinden und dort Schaden anrichten, als der,
der Du jetzt bist"
"Wie kann ich denn dahin kommen, ich will jetzt auch da hin",
meinte ich, und darauf schien er nur gewartet zu haben, denn er lächelte (leicht
verschmitzt ?) und freute sich anscheinend, dass seine bisherige Lehre
erfolgreich war, und sagte mir:
"Jung, damit Du da mitspielen kannst, und damit Du auch wirklich verinnerlichst,
was für eine Bedeutung diese Welt auch für mich hat, wirst Du eine Weile auf
diese Welt vorbereitet werden müssen, es sind schon ein paar Jahre, die Du
brauchen wirst, und je nachdem, wie Du dich machst, kannst Du an diesem
Jahrmarkt Teilnehmer und auch gleichzeitig Karusselbetreiber sein, die
Maschinerie, und wie alles funktioniert ist durchaus komplex, und da Du mit
einer Einfachheit des Denkens dort nur Schaden anrichtest, ist es notwendig,
dass Du diese Komplexität verinnerlichst, und sie zu deiner zweiten Natur wird".
"Herrje", dachte ich mir, "ob sich das lohnt ?" So viel Zeit des Lebens dahin zu
geben, nur um auf einem Jahrmarkt die Kulisse zu verstehen, die Szenerie
einordnen zu können, die Maschinerie in der Lage sein, zu bedienen ? Aber zu
faszinierend war das Alles - bereits von weitem ! Es blinkte, rauchte, war bunt,
es schien auch voll prall gefülltem Leben ...
Nun gut, dann setzt man sich allso ran, und studiert, wie dieser Jahrmarkt
funktioniert, seine Gesetze, seine Bereiche, was man soll, was man darf ... eben
den ganzen Klimbim, den man so braucht, um halbwegs zu wissen, wie diese
Einrichtung des Fremden funktioniert, an welcher er ja nun - nach eigener
Aussage ! - eine Ewigkeit gebaut hatte.
Und nun sah ich den Fremden nur noch sehr selten - ab und an kam er vorbei, um
zu sehen, wie weit ich war im Verständnis seiner Welt, ob ich auch die Anreize
sah, ob genügend Sensation für mich im Studienmaterial war, um den nötigen Eifer
aufrecht zu erhalten.
Natürlich hatte ich das damals noch nicht so gesehen, aber etwas anderes war mir
schon aufgefallen.
Nämlich, in Momenten, wo er wohl dachte, dass ich es nicht wahrnehmen würde,
glitt er nur für Bruchteile mit seinem Blick ab herunter, unter meinen Hals.
Dort war nämlich etwas, was ich am Anfang, ob der ganzen Hektik, wenn man das so
sagen kann, auch nicht wirklich wahrgenommen hatte - es war sehr leicht und
unscheinbar hing es mir um den Hals, ein kleines Amulett hing mir um den Hals.
Da ich mich nicht erinnern konnte, dass mir jemals jemand dieses Amulett
umgehängt hatte, mußte ich dieses Amulett, diesen Talisman schon von Anfang an
bei mir gehabt haben. Dieser Talisman war etwas, was zwar so nicht "ich" war,
nicht zu meinerm Körper gehörte, aber doch auch stammen mußte von dort, woher
ich meine Reise angetreten hatte. Dieser Talisman erinnerte mich irgendwie immer
wieder daran, dass ich hier doch irgendwas wollte .. oder sollte ? Diese Frage
ist auch jetzt noch offen - was jedoch auffällig war, war, dass der Fremde immer
wieder einen verstohlenen Blick auf mein Anhängsel warf.
Dieses Anhängsel schien schon etwas besonderes zu sein. Kindlich und jugendlich,
wie man so ist, verliert man es mal, tritt drauf, fährt drüber, lässt es aus
größerer Höhe fallen, doch kaputtzubekommen war es nicht, und auch seinen Glanz
verlor es nie. Und hatte man es verlegt oder verloren, und man besann sich
wirklich darauf, so fand es auch immer wieder zu mir zurück, auch wenn sich das
unglaublich anhört. Darin also schien der Wert zu liegen. Nur warum hatte der
Fremde, dem ja dieser beinahe unendlich große Jahrmarkt gehörte, mit allem
letztlich, was sich darin tat und bewegte, so ein Interesse an meinem,
ausgerechnet meinem Talisman ?
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Gesellschaft
Anfangs sind es noch viele Spielkameraden, manche näher dran, manche weiter weg,
und aus dem Augenwinkel erhascht man manchmal einen Moment, wo schon ein
größerer Junge etwas diesem ganz entferntem Spielkameraden in's Ohr zu flüstern
scheint, worauf dann freudig gestikuliert wird, und beide sich, beinahe tanzend
auf einen mir unbekannten Weg machen. Ich nahm das eben einfach nur wahr, so
sehr wunderte ich mich nicht, ich hatte ja meinen besten Spielkameraden neben
mir, wir konnten uns einen schönen Tag machen mit dem, was wir so um uns herum
hatten, oder zu basteln fanden. Doch mit der Zeit wurde es merklich, wir waren
nichtmal mehr eine Handvoll, und einer von uns - so sehr nah dran war er nie bei
mir - erzählte dann schliesslich, dass er mal mit gewesen sei bei den anderen,
die alle gegangen sind, und sie hätten was bekommen, was noch viel lustiger und
spannender war. Ich fragte, ob sie es nicht herbringen könnten, denn hier ist
doch kein schlechter Ort, doch er sagte, dass ginge irgendwie nicht, man müsse
schon dahin sich bewegen. Wir ließen uns dann die Wegbeschreibung geben, es war
schon eine ganze Ecke weit weg von hier, doch ich wollte eigentlich gar nicht
weg, warum auch ? Wenn ich schon diesen Ort verlasse, muß es einen ernsthaften
Anlass haben.
Zum Spielen ? Nein.
Doch es entstand eine heftige Diskussion unter meinen Kameraden, ob oder ob
nicht. Und ich weiß nicht, woran es lag. Ich wollte nicht ? Ich konnte nicht ?
Naja, jedenfalls blieb ich, wo ich war, meine restlichen Spielkameraden aber
machten sich auf. Ich wußte ja, wo sie sind, ich wußte ja auch, wo meine Eltern
sind, ich konnte ja jederzeit nachkommen, aber irgendwie waren sie auch so immer
um mich herum.
Und so nimmst man das so hin, du bist ein wenig träge, und richtest dich halt ein, ist halt'n bisschen langweilig mit den alten Männern (die paar jüngeren Fabelwesen, für die sie eine eigene Bezeichnung haben, bekommste irgendwie nie zu Gesicht, obschon es die geben soll bei Dir in der Gegend).
Jetzt gibt es nur noch dich und die alten Männer und die
Hoffnung, vielleicht irgendwann mal einen von denen zu treffen, die von anderen
Welten zeugen können. Die alten Männer sind ja auch eine angenehme
Gesellschaft, überhaupt nicht unzufrieden, ganz im Gegenteil, sie erzählen Dir,
wie es auch bei ihnen genau so angefangen hat, genau wie mit meinen
Spielkameraden, dass sie auch mal einer von denen waren, aber dass sie jetzt,
mit ihrem Wissen, genau so handeln würden, wie ich.
Man muss sich das mal vorstellen ?
Ich als kleiner Pups bekomme von diesen Männern, die schon mehr oder minder ich
als weise bezeichnen würde, gesagt, dass sei so, wie ich denke, eigentlich ganz
richtig ist ? Und ich bin der letzte, der überhaupt von uns Kindern noch da ist
?
Irgendwas stimmte ja nicht.
"Ja", meinte einer der Alten, "das ist das Paradox, man muß erst den Weg
gegangen sein, um es zu verstehen. Wir sind ihn alle bis zu einer gewissen
Grenze gegangen, und sind froh, es noch im Alter wieder hierher geschafft zu
haben. Man sagt, es gibt hier bei uns in dieser Gegend welche, die diesen Weg
nie gehen mußten, und sie wissen dennoch alles, und noch darüber hinaus. Sie
können einem alles zeigen. Aber nur wenige haben das Glück, auf einen solchen zu
stossen".
Mit jedem Tag der verging, mit jeder Woche die verging, mit
jedem Gespräch, ja, durch das älter werden an sich, begriff ich mehr und mehr.
Natürlich war das nur wie eine Dämmerung, ich war ja noch ein Kind, aber es
schien mir jedenfalls so, als könne ich wenigstens ahnen, wo diese Dämmerung
anbrechen wird.
Doch die Alten wären nicht die Alten, wenn sie nicht soviel gesehen, mitgemacht,
und begriffen hätten.
Und so kam irgendwann der Tag, wo mich einer der ältesten beiseite nahm, und er
begann zu erzählen: "Junge, mein Schicksal begann wie das deiner Spielkameraden,
und ich bin als Kind nie so gewesen, wie Du - ich nahm den Weg, den am Anfang
fast jeder geht, er ist anfangs leicht, und Du findest dich schnell in einer
Karawane von Gleichgesonnenen wieder, welche angetrieben und mit stets neu
ermunternden Worten angeführt wird von einem stattlichem und cleveren Manne, von
erstaunlichem Wissen und Kraft, welcher seinesgleichen sucht, und eigentlich
fast genauso erscheint, wie die Wesen, die hier unter uns sein sollen - und er
führt die Karawane auf den Weg und er ist einzigartig"
Ich erwiderte: "Was ? Warum erzählst Du mir das ? All die Zeit sehe ich nur alte
Männer oder Kinder und harre aus, mal einen zu finden, der so ist, wie Du
beschreibst, und hast mich sogar immer bestärkt, hier zu bleiben ?"
"Nun", und der alte Mann fing an zu grinsen, "ich war ja auch mal Teil der
Karawane, habe viel gesehen, mit vielen Menschen gesprochen, viele Gerüchte
gehört, und so manch ein außerordentliches Schicksal kennen gelernt".
Ich entgegnete:"Ja und ? Deswegen hocke ich ja immer noch hier, und jetzt sind
die vielleicht schon lange außer Reichweite !"
"Das ist es ja, was ich Dir grad sagen wollte", holte der alte Mann aus, und
grinste noch mehr, "du wirst überhaupt keine Bange haben müssen, dass Du ihn
treffen wirst, überhaupt keine Bange wirst Du haben müssen, denn dazu habe ich
einfach zu viele Geschichten gehört, die alle auf dasselbe hinaus liefen".
Ich: "Wie ? Was ? Was willst Du mir damit sagen, warum soll ich keine Bange
haben ? ".
Und er guckte mit starrem Blick auf den großen, breiten Weg, welcher zu unserem
Ort führte, und sagte: "Weil er zu Dir kommen wird".
Da war ich natürlich erst einmal sprachlos. In unserer Gegend
bin ich hier und da, suche und frage, laufe mir die Hacken wund, um mit gut
Glück vielleicht einmal in meinem Leben einen dieser Menschen oder Wesen zu
treffen, welcher mir über dieses Leben Aufschluss geben könnte, jemand, der mich
führen könnte, den richtigen Weg zeigen könnte - und dann soll man einfach nur
zu warten brauchen ?
Mein Gesichtsausdruck ließ wohl keine Fragen offen, und der Alte fügte hinzu:
"Ja, das kann ich Dir versprechen, er wird kommen, von weit weg her wird er
kommen - und nur deinetwegen. Er wird noch warten, bis du etwas älter bist, und
dein Geist noch aufnahmefähiger, damit er dich beeindrucken kann mit seinem
Wissen und seinem Charme. Wenn Du dich jetzt fragst, warum er das macht, sich
nur für dich die Mühe macht, so ist das schnell beantwortet. Glaub mir, ich habe
einige auf dem Weg getroffen, welche anfangs so waren, wie Du, eigentlich ihren
Ort nie verlassen wollten, und doch schließlich mit uns in der Karawane
marschierten.
Je weniger Du gewillt bist, mitzugehen, desto mehr bemüht er sich um dich. Er
ist in dieser Hinsicht überhaupt nicht so, wie die Wesen, welche wir hier haben
sollen, denn diese scheinen sich fast vor uns zu verstecken, so, dass man fast
nur glauben kann, dass es diese gibt - an ihn jedoch brauchst Du überhaupt an
nicht glauben, er wird zu Dir kommen, wie er es noch bei jedem auf Erden gemacht
hat"
Bis eines Tages jemand vorbei kommt, auf einem großen weißen Tier eilt er herbei, so, als ob er genau dich gesucht hat, und er sieht dich, kommt zu Dir, lacht dich schelmisch an, und sagt:
"Mensch, was machst Du denn noch hier ?"
Worauf ich: "Ich hänge hier rum mit den alten Männern, und mit den paar jungen,
die ich aber noch nie gesehen habe, was die so erzählen, begreife ich irgendwie
nicht, aber die erzählen so viel, da weiß ich nicht, ob die Zeit meines Lebens
langt, es zu begreifen"
"Jaja", lacht der Mann auf dem Tier, "die sind alle etwas verschroben, und -
glaube mir - die sind alle auf dem Holzweg"
"Meinst Du", antwortete ich, denn ich war ja noch jung. Vor mir der stattliche
Mann auf dem Tier, der zu wissen schien, wovon er redete, und hinter mir die
alten Männer, die irgendwas von sich gaben, was ich in diesen jungen Jahren
nicht beurteilen konnte.
"Guck mal", meinte er, "Dir ist doch sicherlich dieser breite
und doch sehr geebnete Weg mal aufgefallen, auf dem ich gegommen bin, oder ?"
"Klar", erwiderte ich, "ich hatte mich immer gefragt, wohin der führt, aber mich
plagt ja keine Not, so allzu neugierig bin ich auch nicht, also hab' ich meine
Zeit hier mit den alten Männern verbracht. Die alten Männer haben mir viel von
diesem Weg erzählt, denn sie sind diesen Weg gegangen, unterschiedlich weit. Sie
erzählen von unglaublichen Dingen, die diesen Weg säumen sollen, aber die alten
Männer sagen sogar, dass die wenigen jungen Männer, die es hier noch gibt,
diesen Weg noch nicht einmal angeschaut haben und dennoch sagen, was auf ihm zu
finden sein wird, so komisch sind die "
"Jaja", lachte der Mann auf dem weißen Tier, "die spinnen alle ein wenig, mich wundert es, dass Du es hier ausgehalten hast".
"Nun", antwortete ich, "wenn ich ehrlich bin, ich dachte, dass ich vielleicht mal eines Tages vielleicht mal einen der jungen Männer treffen würde, denn die Alten sagen, dass diese irgendwie wie von einer anderen Welt sind und dich in gewisser Weise daran teilhaben lassen können, im Grunde harre ich deswegen hier aus"
Der Blick des Mannes auf dem Tier wandte sich nach innen, er
schien auf diese Antwort nicht recht vorbereitet zu sein, doch nach einer Weile
kehrte wieder dieser leicht schelmische Ausdruck des Gesichtes zurück, und er
entgegnete:
"Nun, jetzt überlege mal, ich bin im Alter dieser jungen Männer, auf die Du
wartest, sonst hast Du in deinem bisherigem Leben nur die alten Männer mit den
langen Bärten getroffen, die Dir sagen, dass die jüngeren von einer anderen Welt
künden können, und siehst Du, hier bin ich. Ich habe zwar hier nie gelebt,
sondern bin immer auf der Reise, um eben zu versuchen, all diejenigen abzuholen,
die gegebenenfalls ihr ganzes Leben damit zu verschwenden, auf etwas zu warten,
was ihnen vielleicht nie wiederfahren wird ? Und hier, direkt vor Dir liegt
geebnet der Anfang, wenn Du ihn nur zu Ende gehst, dich dann ein Leben voll
erfüllter Freude und Genuß erwartet"
"Ha !" ,entgegnete ich, "die Alten sind ja noch nicht so lange wieder hier, ich, wenn ich hier bleibe, habe viel höhere Chancen, noch einen von den jüngeren zu treffen, und außerdem haben alle die Alten hier gesagt, dass sie den Weg zu Ende nicht geschafft, und lieber wieder umgedreht sind, glücklich, noch wieder es zurück zu schaffen".
Wieder ging der Blick nach innen, diesmal schien der Mann auf
dem Tier eine Antwort dieser Gestalt erwartet zu haben, und der schelmische
Ausdruck des Gesichtes kehrte nicht mehr zurück. Es schien, als wolle er mich
gar nicht mehr zu etwas bewegen, und sagte:
"Gut, du mußt es wissen, bleibe hier mit den alten Männern, den Loosern, die den
Weg nicht zu Ende gegangen sind, nicht geschafft haben, und die Du gottweißwann
irgendwann einmal verstehen wirst, und warte auf diese Jüngeren, von denen Du
nie einen gesehen, nur gehört hat, wenn das dein ganzes Leben sein soll, nur zu.
Siehe dahinten, die Staubwolken, diese Karawane von Menschen, sie alle glauben
mir, sie alle gehen den Weg, den ich ihnen sogar noch geebnet habe."
Mit einem leicht ungläubigem Kopfschütteln - wohl ob meines Starrsinnes - riß er das Tier auf dem Absatz herum, und verließ meinen Ort so, wie er gekommen war.
Jetzt hatte ich natürlich einen Floh im Ohr.
Der erste in meinem ganzen bisherigem Leben, der eigentlich so erschien, wie
die, auf die ich noch immer wartete, er kam zwar nicht von hier - aber war das
denn so wichtig ?
Doch warum eigentlich kam der Mann vorbei, und dann sogar anscheinend nur
meinetwegen ? Was lag ihm daran, dass ich hier nicht meinen Lebtag verbringe,
auf etwas zu warten, was vielleicht nie eintreten wird, und tagein tagaus hier
mit den alten Männern zu verbringen, die so komisches Zeugs reden, das ich
vielleicht nie verstehen werde. Dann immer noch das Gerede der alten, dass man
es wiederum auch nicht verstehen könne, wenn man den Weg nicht bis zu einer
gewissen Grenze gegangen sei. Aber was, wenn sie den Weg zu Ende gegangen wären
? Gut, dann wären sie nicht wieder hier, und ich würde überhaupt nichts wissen
von dem, was auf dem Weg so alles einem widerfahren kann. Ich würde sie jetzt
nicht "Looser" nennen, nur weil sie abgebrochen haben. Immerhin erfahre ich ja
so einiges ...
Nur die jüngeren, die hier noch nie weg sind, ja die wissen es anscheinend
Alles, auch über das Ende des Weges - und das, ohne den Weg gegangen zu sein ...
aber werde ich wirklich jemals einem von diesen Fabelwesen begegnen ?
Da war guter Rat teuer, bleiben oder gehen ?
Vorher war das Leben irgendwie einfacher, kein Floh im Ohr, der
Weg hatte mich nie wirklich interessiert, denn die jüngeren, die es ja wirklich
hier geben soll, von denen man sagt, sie können dich noch in eine andere Welt
bringen, von denen wird wiederum berichtet, dass sie sagen, man muß diesen Weg
nicht gehen braucht, zu begreifen geht auch, ohne ihn zu gehen. Sie sagen auch,
dass die Rückkehr das Entscheidende ist, aber wer will sich schon gern von
solche einem stattlichem Mann auf einem weißen Tier alsd "Looser" bezeichnen
lassen ?
Diese Faulheit - muss ich gestehen - war eigentlich der wahre Grund, diesen Weg,
der hier bei uns so eben und breit beginnt und überhaupt nicht beschwerlich
aussieht, nicht zu beginnen. Außerdem fehlte mir ja nichts.
Zudem, nicht häufig, aber ab und an, kam auf diesem breiten und eben einer
zurück, alt, mit langem Bart meist, mit denen ich dann auch in's Gespräch kam.
Doch der Tenor war immer der Gleiche, sie erzählten mir von Dingen, die
unglaublich schienen, was - zugegeben - meine Neugier weckte, doch sie alle
hatten den Weg irgendwann abgebrochen, und waren froh, es noch zurück geschafft
zu haben.
Von der Faulheit zum Ehrgeiz ?
Ich drehe es in Gedankern um, und sage - alle haben es anscheinend geschafft,
nur eben die nicht, mit denen ich hier abhänge ?
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Dieses monotone Dröhnen.
Du hattest es eigentlich nie wahrgenommen. Es war ja immer da.
Seitdem Du denken kannst, war es da, doch wirklich wahrgenommen hattest Du es
damals zu keiner Zeit.
Und sowieso war es ja anfangs schwierig für dich, überhaupt auch nur deuten zu
können, wo Du bist. Versorgt und teilweise umsorgt wurdest Du schon, es war also
nichts Beängstigendes im Anfang, und besorgt erschien Dir keines der Dir immer
vertrauter werdenden Gesichter.
Und so ging es fort, und schließlich konntest Du selber gehen, und mußtest nicht
immer irgendwelche Andeutungen machen, wenn Du mal irgendwohin wolltest ... oder
mußtest.
Das war dann auch die Zeit, in welcher Du herausgefunden hast, woher das Dröhnen
kam. Oder anders ausgedrückt, es war mehr oder minder eines, nämlich die
Erkenntnis, wo Du dich befindest, führte wie von selbst dazu, dieses Geräusch
wahrzunehmen. Es war einfach so, dass Du irgendwann die Erwachsenen so halbwegs
verstehen konntest, so halbwegs. Sie waren viel größer als Du, versperrten Dir
auch immer den Blick, und dort, wo es anscheinend etwas zu sehen gab, dort kamst
Du gar nicht erst hin, warst ja viel zu klein. Aber eines hatte ich
aufgeschnappt, eines, was immer wieder in dem mühsam verstandenen Gebrabbel der
Erwachsenen vorkam: die Reise. Viel verstand ich damals noch nicht, und meine
Gedanken und Fragen in verständliche Worte zu kleiden war damals schlicht noch
nicht möglich. So mußte ich dann einfach mal hier oder da am Rockzipfel ziehen,
und mit der Hand und der ganzen Körpersprache klar machen, was ich wollte - ich
wollte nämlich auch mal dorthin, wo es was zu sehen gab, wollte mal hochgehoben
und auch mal dahin gebracht werden, wo sich alles drängelt.
Letztlich war es dann auch soweit, es kann mein Vater gewesen sein, aber so
genau erinnere ich mich nicht mehr, ich wurde jedenfalls hochgehoben, ein paar
der großen Gestalten wichen etwas beiseite, und ich konnte hinausschauen. Und da
bemerkte ich, dass sich draussen alles bewegt, immer in die eine Richtung, immer
in dieselbe Richtung, gleichförmig und niemals schwankend. Doch dauerte es nicht
lange, da fiel mir wieder ein, worüber die Erwachsenen ja so oft redeten,
nämlich, eben, von der Reise. Und von da an benötigte es nicht mehr viel
Scharfsinn, herauszufinden, dass ja wir alle hier selbst es waren, die sich
bewegten, oder vielmehr bewegt wurden, und schließlich auch das monotone Dröhnen
sich entzauberte, als das schlichte Abrollgeräusch der Räder des Zuges auf den
Gleisen. Das war der Punkt, an welchem ich dieses Dröhnen eigentlich erst
wirklich wahrgenommen habe.
Es wurde dann so sehr Teil des Lebens, dass es nicht mehr wirklich in's
Bewußtsein drang.
Jetzt wußte ich endlich, wo ich war, die Erwachsenen, zu denen
ich ja noch immer nicht gehörte, redeten gar viel von der Reise. Sie schienen
sich auszukennen, wohin es ging, jedenfalls taten sie mir gegenüber so. Und wenn
immer ich zu diesen Zeiten unbeholfene Fragen stellte, so verwiesen sie mich an
die Bordmagazine, die extra für die Kinder gedruckt wurden. Man soll sich
wundern, in mindestens einem dieser unzähligen Personenwaggons muß sich wohl
auch eine Druckerei befinden. Und natürlich habe auch ich in diesen Büchlein
geblättert, und der Inhalt wurde von Jahr zu Jahr auch anspruchsvoller und
scheinbar gerecht dem zunehmenden Intellekt, und vieles wurde erklärt, wie der
Zug aufgebaut ist, wie der Antrieb funktioniert, wo die Casinos zu finden sind,
in welchen man mit der spärlich verteilten Zugwährung sein Glück versuchen kann,
etc..
Gar vieles wurde erklärt, auch Details etwa zur Klimaanlage, oder wie in
früheren Zeiten die Gleise befestigt wurden, doch niemals so richtig, wohin denn
nun die Reise geht, oder der Zug auch mal irgendwann einen Zwischenstopp
irgendwo macht. Bordmagazine und Sendungen und allerlei Unterhaltung für die
Reisenden gab es zuhauf, eigentlich in jedem Waggon, doch wirklich eingegangen
auf die Reise selbst wurde dort nie. Doch konnte ich mich ja mittlerweile gut
mit den Menschen um mich herum verständigen, und meine Fragen in die passenden
Begriffe gießen, und wenn es dann an dem war, dass ich sie nach den Details der
Reise, dem Fahrplan befragte, so nestelten sie immer in den Taschen herum, mit
der kurzen Bemerkung: "einen Moment, ich hatte doch den Reiseplanin der Tasche
...". Doch ich wußte schon, was dann kam, sie taten es ja nicht in böser
Absicht, aber sie entschuldigten sich dann auf gar viefältige Art, "muß wohl
meine Frau mitgewaschen haben", "ich weiß jetzt auch nicht, eigentlich hatte ich
den Fahrplan doch immer in der Tasche", "ist wohl in der anderen Hose" - naja,
und so weiter. Doch eines kam dann zum Schluss unisono aus ihren Mündern:
"Mußt halt den Schaffner fragen".
Ich sag euch was. Es war garnicht so einfach, das zu verdauen. Erst redeten sie so viel, und fast schon ununterbrochen über ihre Reise, ihre Zugfahrt, und eine unübersehbare Menge von Personenwaggons waren ja auch aneinandergehängt, aber wenn man sie mal nach dem genauen Reiseplan fragte, dann verwiesen sie letztlich an den Schaffner. Achso, und nur kurz - dass die Waggons weder nach vorne, noch nach hinten ein Ende zu haben schienen, habe ich nur einer nicht ganz ungefährlichen Unternehmung zu verdanken, nämlich hatte ich mich einmal wirklich weit aus dem Fenster gelehnt, und es war tatsächlich so, jedenfalls befindlich im Zug, und von dem damaligen Abteil aus - war kein Ende und kein Anfang zu sehen. Denn auch gerne hätte ich mal die Lok gesehen, die das Ganze zu ziehen schien, vielleicht mit dem Lokführer gesprochen, doch so soweit ich das absehen konnte, lag eine Konversation mit dem Lokführer in nahezu unerreichbarer Ferne.
Aber vielleicht könnte erstmal der Schaffner mir weiterhelfen, wenn ich ihn
finden kann ?
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Im Schweinestall
Zwingende Bedingung des gaga-Seins ist natürlich, dass man nicht bemerkt, dass man gaga ist.
Es ist so, wie mit einem Schwein, welches in einem kreisrunden
Käfig geboren wurde, und es wurde noch ein blauer Ball in den Käfig geworfen.
Und irgendwann bekommt das Schwein mit, dass es Futter bekommt, wenn es den Ball
eine bestimmte Anzahl von Runden entlang der Käfigwand gescheucht hat.
Irgendwann ist das Schwein sogar so schlau, dass es weiß, dass nach exact 140
Runden das Futter kommt.
So hat es dann auch gelernt, die Runden so einzuteilen, dass das Futter passend
zum Hungergefühl in den Trog plumpst.
Zudem sieht das Schwein durch die nicht ganz so engmaschigen Gitterstäbe, dass es die anderen Schweine auch nicht anders machen. Zwar wurde ihnen gleich am Anfang erzählt, dass sie das Gelände auch verlassen könnten, wenn sie wirklich wollten, doch sie haben es wohl wieder vergessen, verdrängt ... oder was auch immer. Ist ja auch bequem. Man braucht nur oft genug im Kreis zu rennen, und schon fällt das Fressi in den Napf.
So, und nun kommst Du in den Schweinestall, und siehst lauter
Schweine, die einen blauen Ball entlang der Käfigwand scheuchen. Wenn Du nicht
wüßtest, dass sie dadurch Fressen bekommen, dann würdest du sagen: "die sind
total verrückt", doch nun bekommst Du heraus, dass dieses "Ritual" der
Futterbeschaffung dient. Was denkst Du jetzt über die Schweine ? Insbesondere,
wenn auch Du weißt, dass sie ja den Stall verlassen könnten ? Um das
herauszufinden, mußt Du halt mit so vielen Schweinen reden, wie es geht, ihre
Motivation herausfinden, warum sie den Stall nicht verlassen wollen, ob ihnen
das Futter so gut schmeckt, die Gemeinschaft, ob es an der Gewohnheit liegt, der
Sicherheit, etc..
Und du redest mit vielen vielen Schweinen, unterschiedlich, aber nicht zu
unterschiedlich sind ihre Begründungen, warum sie sich lieber im Kreise bewegen,
als vielleicht auch nurmal kurzzeitig den Stall zu verlassen. Irgendwie Magie
scheint dieses "sich-im-Kreise-drehen" zu beinhalten, doch Du findest es nicht
heraus. Doch bei jedem Schwein hast Du immer noch einen letzten Trumpf in der
Hand, jedenfalls dachtest Du noch am Anfang, dass es ein Trumpf sei, nämlich zu
guter Letzt brachtest Du das entscheidende Argument, das scheinbar entscheidende
Argument, und entgegnetest den Schweinen: "ja, aber, es besteht doch gar kein
echter kausaler Zusammenhang zwischen "im Kreis laufen", und der Futterzuteilung
?".
Am Anfang hattest Du bei dieser Frage noch ein triumphales Lächeln auf den
Lippen, doch sollte es Dir schnell vergehen, denn letztlich ist die Antwort, die
eigentlich gar keine Antwort ist, immer die Gleiche: "mag ja angehn, aber ist
halt so".
Jetzt hast Du es also herausgefunden. Total verrückt konnten sie ja nicht sein.
Doch durch die Befragung bist Du für Dich zu dem Schluss gekommen, dass sie halt
nur verrückt sind.
Doch aus der Sicht der Schweine ist es eben nicht so - sie haben
Kurzweil mit dem Ball, Ballspiele aller Art sind ja immer kurzweilig, Fressi
gibt's obendrauf, und wenn man satt ist, kann man sich ja auch für eine Weile
hinlegen. Dass sie ihr ganzes Leben verbringen mit etwas, dass überhaupt (außer
Fressi) keinen Sinn ergibt, das fällt ihnen einfach nicht auf. Da ist es wieder
das "kein Sinn", da ist sie wieder, die Silbe für "keinen Sinn" - zi. Doch
nachdem Du nun mit den ganzen Schweinen auf keinen grünen Nenner gekommen bist,
und Du es nachwievor garnicht verstehen kannst, wie man es schaffen konnte, die
Schweine so abzustumpfen, verlässt Du diesen Stall, und versuchst woanders
Antworten zu finden - nämlich beim Betreiber der Anlage.
Allerdings - so einfach ist das nicht. Ställe um Ställe, so weit das Auge
reicht, und noch nicht einmal Handlanger hast Du bisher gesehen. Die ganze
Technik ist anscheinend sehr haltbar, und wohldurchdacht, wahrscheinlich von
Jahr zu Jahr, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt hier und da immer wieder verbessert,
immer wieder verfeinert worden. Doch irgendwo muß das Futter ja angeliefert
werden, und so ein Ball hält auch nicht ein ganzes Schweineleben, auch neue,
frische Bälle müssen doch irgendwo lagern, irgendwer muß doch den Schweinen den
neuen Ball im Ersatz für den kaputten zuwerfen ?
So muß ich also den Betreiber finden, oder endlich mal irgendjemanden hier
treffen, welcher mir Auskunft geben kann, eine kurze Handbewegung reicht aus, um
einfach nur zu wissen, wo ich längs muß.
Letztlich wird mir doch der Betreiber sagen können, was der Sinn ist, und wie er
es hinbekommen hat, sie alle
im Kreis laufen zu lassen ?
Leitern
|
Seid geraumer Zeit denke ich darüber nach, was eigentlich für gute, hörenswerte, lesenswerte Quellen es noch gibt, wenn den Großteil der Agenda soweit begriffen hat, und sich in den jeweiligen Einzelaspekten, etwa
- Ernährung
- Gesundheit
- Politik (Theaterwissenschaft)
- Geopolitik und Geostrategie (annuit coeptis etc.)
- Geschichte (his Story eben: "die Geschichte ist mehr oder weniger Unsinn"
Henry Ford")
- täglichem echten und inszeniertem Terror
- Krankheitsvermeidung und Heilung (physisch wie psychisch)
- etc. etc.
,halt eben im gesamten Kaleidoskop des das menschlichiche Leben ausmachenden Ganzen sich so halbwegs zurecht findet, und das Gute vom Schlechten, das Echte vom Falschen oder Inszeniertem trennen kann, bereits immerhin eine Ahnung stets hat, was wirklich hinter dieser oder jener Maßnahme steckt oder stecken, oder von was etwa abgelekt werden soll, und so weiter, und so fort.
Und wenn man das im Sinne dessen, was David Icke oben meinte,
wenigstens den jeweiligen Tag 4-8 Stunden mehr Wissen erreichen möchte, als den
Tag zuvor, dann nützt es nichts, wenn sich Dinge bloss wiederholen, oder seine
Erkenntnisse von braunen oder grünen Dreiecken noch erweitert um die ganze
Farbtabelle an Dreiecken. Irgendwann ist man dann an einem Punkt, wo man merkt,
es ist wieder mal Schema F, jetzt halt nur in Lila ...
Und so ist es wie mit den Sprossen einer Leiter. Wie ein Kommentator zu einem
Video von Alexander Nikolai mal meinte: "bei mir fing es [auch] mit Ken Jebsen
an, und nun bin ich hier gelandet". Soll heißen, Einstiegssprossen, die einem
erstmal nur eine etwas andere Sichtweise auf die Welt gewähren, als die (noch)
übliche, gibt es genug. Man kann es sich so vorstellen wie tausende von
nebeneinander gestellten Leitern, die an einer Mauer lehnen. Alle ruhen auf dem
Boden der Lüge, und nun beginnt man, die erste sich "zufällig" ergebende zu
besteigen. Sie scheinen ja erstmal alle gleich hoch zu sein, jedenfalls sieht
man ihr Ende vom Boden aus nicht. Mit der Höhe, die man mit dieser Leiter
erreicht, kann man unter sich dann das sich ergebende Bild der Lüge besser und
besser erkennen. Doch was nun, die gewählte Leiter ist am Ende, es geht nicht
mehr weiter, und die Leiter war blau, man hat sich schon an das blau gewöhnt.
Blau sollte doch die Erkenntnis eigentlich gefärbt sein, oder ? und jetzt sieht
man neben sich eine Leiter die ist gelb ? Man kann noch nichtmal erkennen, wo
sie aufhört, aber eine gelbe Tönung meiner Erkenntnis ?
Doch man gibt sich den Ruck, und macht es. Anfangs wohl nicht leicht die
Sprossen zu nehmen, das man sich erst an die Färbung gewöhnen muß, doch
schließlich geht es zugig vorwärts, und man hat schon vergessen, dass es vorher
alles leicht bläulich aussah. Doch auch die gelbe Leiter findet ihr Ende.
Und nu ?
Nach links und beinahe abgrundtief ist ja nur die blaue Leiter, zurück willst
und kannst Du ja auch nicht mehr, und auf der anderen Seite ?
Du hat Glück, auf der anderen Seite geht es tatsächlich noch weiter, nicht viel,
nur etwas, und so beginnst Du, nachdenklich zu werden, wie es etwa sein würde,
wenn es links und rechts neben Dir in weitem Umfeld nichts mehr gäbe, was dich
höher kommen ließe, und Du wieder herab steigen müßtest, um woanders weiter als
jetzt zu kommen ? Und du beginnst ganz neu zu schauen, lässt deinen Blick in die
Fernen des Leiterwaldes schweifen, die Farben sind dir mittlerweile egal, und Du
beginnst dich zu orientieren, wie bei einer bergigen Landschaft, nämlich wo
nehme ich, soweit ich jetzt schauen kann, die höchsten Höhen wahr ? Und sehr
wahrscheinlich wirst Du dich für eine Weile mehr seitwärts als aufwärts bewegen
müssen, einfach, weil Du erstmal in die Region kommen mußt, wo es - jedenfalls
für deinen jetzigen Standpunkt - eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit gibt, dass
Du in eine Sackgasse geraten wirst, wo es links und rechts nicht mehr weiter
geht.
In diesem kurzen, eiligen, von einem ungeduldigen Dröhnen
begleiteten Leben eine Treppe hinunterlaufen?
Findest du also nichts hier auf den Gängen, öffne die Türen, findest
du nichts hinter diesen Türen, gibt es
Franz Kafka - Fürsprecher |
Und so sehen wir, einiges hängt davon ab, dass
man nicht blindlings die eine Leiter wählt, die dich zwar die höchten Regionen
deiner unmittelbaren Nachbarschaft erklimmen lässt, doch Du letztlich noch auf
relativ niedrigem Niveau stoppen muß, während Du in der Ferne schon wahrnimmst,
dass es noch viel weiter und höher zu gehen scheint. Doch mit deiner lila Leiter
kommst Du da nicht einmal seitwärts hin, weil deine lila Leiter keine Nachbarn
selbst in dieser vergleichbar niedrigen Höhe hat, welche es Dir ermöglichen
könnten, den Weg seitwärts zu wählen. Jetzt entscheidet das Ego. Willst Du König
unter den Blinden sein, oder gibst Du vor Dir zu, dass dein Eifer einfach zu
blind war, um nicht wahrzunehmen, dass andere Regionen in der Ferne letztlich
vielversprechender aussahen ? Denn immerhin mußt Du wieder von der Leiter
runter, mußt dem Boden der Lüge wieder näher kommen, um den Weg seitwärts gehen
zu können ...
2011 und 2012 ging mir das so, ich bin überall hoch, im Affentempo, hab nicht
links, nicht rechts geguckt, nur irgendwie gefühlt "das ist nicht der richtige
Weg" - und wieder runter, und wieder rauf, und wieder runter, und wieder neu ...
knappe 2 Jahre, bis ich nichts mehr wußte, was nun richtig, was falsch war. Doch
dann hatte ich "Glück", und konnte auch gut der englischen Sprache folgen. Ich
war dann wohl endlich in der richtigen Region angekommen, und der Leiterwald,
den ich dann erwischte, fühlte sich absolut richtig an. Sogar so richtig, dass
dieser alle die "Irrleiern" erklären und einordnen konnte, im Grunde sogar
integrierte, quasi zu beinhalten schien, halt nur in der richtigen Abfolge und
Einordnung. Wenn man dann erstmal in diesen Regionen sich befindet, dann spürt
man einfach, dass - wenn auch nicht exakt auf der Leiter, auf der ich gerade bin
- doch ich von der letzten richtigen nicht unereichbar weit entfernt bin.